Aaarrhh!

Einen schönen Beitrag zur beliebten Reihe "Hochgestochener Unsinn im Feuilleton" leistet Ijoma Mangold mit ihrem (oder seinem?) "Ich" betitelten SZ-Artikel, in dem sie (oder er?) versucht, dem Leser das Phänomen Videoblog nahezubringen. Zeit für so einen Artikel war es natürlich längst, denn mittlerweile gehören so illustre Zeitgenossen wie Matthias Matussek und Harald Martenstein zum Kreise der Videoblogger. Kein Wunder, dass sich das Videoblog steigender Beliebtheit erfreut. Immerhin verbinden sich dort, wie Mangold gut erkennt, "Eigenschaften des Print-Journalismus, der Internet-Kommunikation und des Fernsehens" - ja, mehr noch: Es komme in diesem neuen Medium, so Mangold weiter, zu einer Verschiebung der diskursiven Autorität weg von der Institution, hin zum Einzelnen. Quasi zu einem habermas´schen "Strukturwandel der Öffentlichkeit". The times they are a-changin´, liebe Freunde! Im Videoblog werden bisweilen sogar Dinge ausgesprochen, von denen man im Printjournalismus nicht einmal zu träumen wagt - schlicht, weil dem Schreiber die Worte fehlen. Dankenswerterweise illustriert Ijoma Mangold das mit einem besonders netten Beispiel aus einem Vlog-Beitrag des Zeit-Redakteurs Gero von Randow:

"Bevor Gero von Randow übrigens zu seinem eigentlichen Thema kommt, entschuldigt er sich bei den Zuschauern für seine "Verspätung". Die Viren, teilt er uns mit, hätten zugeschlagen - und in diesem Moment zieht er die Mundwinkel bei halb offenen Mund nach unten, schüttelt den Kopf vor Grausen und gibt ein röchelndes "aaarrhh" von sich. Dieses "aaarrhh" in seiner subartikularen Lautmalerei ist charakteristisch. Das Vloggen lebt lebt von jenen Befindlichkeitswallungen, die noch nicht die Verallgemeinerungsfähigkeit des Logos erreicht haben, die man deshalb in einem Text nur schlecht auf den Begriff ("aaarrhh") bringen kann, die aber in der kleinen, intimen Öffentlichkeit des Videoblogs sich mitteilen wie im Familienkreis."

Was lernen wir also daraus? Richtig, Videoblogs sind stark im Kommen. Solange in den Zeitungen allerdings noch solch hochwertige Artikel wie "Ich" erscheinen, sind die Printmedien nicht in Gefahr.
Claud187 - 3. Dez, 09:55

Ijoma Mangold

ist übrigens ein Mann! Und glänzte zum Beispiel in Klagenfurt beim Ingeborg-Bachmann-Preis mit ganz guten Einschätzungen der nicht immer guten Texte. Peter Licht gab er seine Stimme, soweit ich nicht irre. Aber, das ist ja bekannt, selbst wer ein Literaturverständnis hat, kann noch lange nicht gut schreiben. Sonst gäbe es ja nur noch Autoren und keine Lektoren mehr...

In diesem Sinne!

waldo - 3. Dez, 13:50

Sein (!) Artikel ist ja durchaus gut geschrieben, aber irgendwie scheint er vor allem Wert auf den Einsatz wohlklingender Worte gelegt zu haben. Ist ja auch mal nicht schlecht...

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